Dienstag, 12. Juni 2018 > K saß immer noch ratlos in seiner kleinen Wohnung, an seinem Arbeitsplatz, vor sich auf dem Tisch das neue Buch von Harald Welzer „Die smarte Diktatur - Ein Angriff auf unsere Freiheit“ und dachte über den eben vergangenen Vormittag nach.(1)
Er hatte das Buch tags zuvor aus der nahen Buchhandlung abgeholt. Heute Morgen hatte er sich, wie fast jeden Morgen, in sein Café begeben und sich einen ersten Überblick über den Inhalt verschafft. Er überflog die kurze Inhaltsangabe und die Zitate aus Rezensionen auf der Rückseite des Taschenbuches und rief anschließend auf seinem Tablet die Seite mit einer ausführlicheren Beschreibung des Buchinhalts auf der Website des S. Fischer Verlages auf. Dort las er:
„Bestseller-Autor Harald Welzer legt mit »Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit« eine neue und frische Analyse der großen gesellschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland vor, eine umfassende Diagnose der Gegenwart für alle politisch Interessierten.
Unsere Gesellschaft verändert sich radikal, aber fast unsichtbar. Wir steuern auf einen Totalitarismus zu. Das Private verschwindet, die Macht des Geldes wächst ebenso wie die Ungleichheit, wir kaufen immer mehr und zerstören damit die Grundlage unseres Lebens. Statt die Chance der Freiheit zu nutzen, die historisch hart und bitter erkämpft wurde, werden wir zu Konsum-Zombies, die sich alle Selbstbestimmung durch eine machtbesessene Industrie abnehmen lässt, deren Lieblingswort »smart« ist.
Was heißt das für unsere Gesellschaft? Nach seinem Bestseller »Selbst denken« analysiert Harald Welzer in »Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit«, wie die scheinbar unverbundenen Themen von Big Data über Digitalisierung, Personalisierung, Internet der Dinge, Drohnen bis Klimawandel zusammenhängen. Daraus folgt: Zuschauen ist keine Haltung. Es ist höchste Zeit für Gegenwehr, wenn man die Freiheit erhalten will!“ (2)
Nachdem K noch eine Weile in dem Buch geblättert hatte und an einer Reihe von Textstellen kurz hängen geblieben war, war einer seiner ersten Gedanken: das ist ja als hätte man Orwells „1984“ und Huxleys „Schöne neue Welt“ zu einem neuen Horrorroman zusammengefügt - nur noch absurder, noch beängstigender. Dann fiel ihm Carl Amerys Essay „Hitler als Vorläufer“, erschienen 1998 (3), ein und er erschauderte. Es hielt ihn nicht mehr an seinem Ecktisch, seinem Lieblingsplatz im Café. Er mußte raus an die Luft, sich bewegen. Aber er, der zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, dessen Vater auch noch nach diesem ungeheuerlichen morden bis zu seinem Tod ein überzeugter Nationalsozialist gewesen war, er würde nicht weg sehen. „Was nun, was kann ich tun“, dachte er ? Er wußte es nicht - noch nicht.
(1) Die Überschrift wählte ich bewußt in Anlehnung an Hans Falladas Roman „Kleiner Mann - was nun?“
Ich treibe mich seit 77 Jahren auf dieser Welt herum und habe endlich Zeit mich ganz meinen "Leidenschaften" zu widmen.
Mit dieser Welt meine ich vor allem mein zuhause das Rhein-Main-Gebiet. In Wiesbaden wuchs ich auf und verbrachte ich meine Jugend, in Darmstadt studierte und arbeitete ich und in Frankfurt genieße ich meinen Lebensabend mit meinen Büchern, fotografieren und wandern.